Montag, 20. August 2012

2. WE - Sun Moon Lake + Alishan

An meinem zweiten Wochenende in Taiwan besichtigten wir den "Sun Moon Lake" und den "Alishan Nationalpark". Laut Taiwanern braucht man schon allein für den Sun Moon Lake 3 Tage und für Alishan nochmal 3 dazu. Aber sie haben nicht mit der Effizienz von uns Deutschen gerechnet. Denn wir machen dass in 1+1 Tag! Ha!

So begannen wir unseren Wochenendausflug am Samstag am 7:00 Uhr (der frühe Vogel fängt den Wurm) in Richtung des Sun Moon Lake. Nach einer Fahrt mit der High Speed Rail und dem Bus (da diese Fahrten im Allgemeinen immer sehr aufregend sind heißt es bei uns jetzt nur noch: eine Fahrt mit dem Killer-Bus) kamen wir also an dem besagten Sun Moon Lake an. Für Taiwaner, und die meisten Reiseführer, ist dieser See das Reiseziel Nr. 1! Sehr sehr viele Hochzeitsnächte und Hochzeitsreisen werden angeblich an diesen See verbracht. Tja, und was soll ich jetzt sagen... Ist halt 'nen See, ne.

Für Europäer vermutlich eher mittelmäßig beeindruckend. Von der Größe her gleicht der See ungefähr dem Heydaer Stausee oder auch den Seen in der Nähe von Leipzig. Aber man redet sich ja alles schön: Wenn jemand sagt "Na toll, das haben wir in Deutschland ja auch, mindestens genauso schön." Dann muss man einfach sagen: "Kann schon sein, aber in Deutschland gibt es keine Seen mit (sub)tropischer Vegetation am Rand." Das man das zwar von 500m Entfernung schon nicht mehr unterscheiden kann, sei mal dahingestellt. Dafür sieht man Tempel und Pagoden (so tempelartige Türme)  aus den Bergen sprießen. Das hat man in Deutschland auch nicht. Und schon wird alles wieder besser. Was es aber leider wieder etwas schlecht macht, sind die Unmassen an Touristen, die sich per Boot über den See zu den Sehenswürdigkeiten fahren lassen. Aber man fügt sich, und so wurden wir auch zu Touristen und ließen uns per Boot kutschieren. Während der 5minütigen Bootfahrt gab es dann eine chinesische Ansprache. Vermutlich Informationen zu dem See. Konnten wir zwar nicht verstehen, aber immerhin war die Ansage so unangenehm laut, dass man sich kaum noch unterhalten konnte. Allgemein fühlt es sich für mich hier so an "Hauptsache Laut und Hauptsache Lärm" (darüber machen wir auch schon Späße in der Gruppe).

Hier einmal die Wahrheit über den See:
Touri Sun Moon Lake

Und dann, was man alles durch geschickte Motivwahl erreichen kann:
Sun Moon Lake von der Pagode aus gesehen

Wie freuten wir uns, das Boot endlich verlassen zu dürfen! Gleich machten wir uns auf den Weg zu unserer ersten Attraktion des Tages (also neben dem See), einem Tempel. Dort angekommen, waren wir aber erst einmal (bzw. die Mädels) eine Attraktion für die Taiwaner. Hier mal die Bilder von beiden Perspektiven:

Perspektive 1

Perspektive 2

Vor lauter Aufregung hat dann niemand mehr Bilder von dem Tempel gemacht. War auch nicht so schlimm, da wir eh noch schönere Tempel gesehen haben. Auch für so mittelmäßige Sehenswürdigkeiten haben wir schon einen Spruch: "Der Tempel ist schon ganz nett. Aber ne heiße Nudelsuppe ist halt auch ganz nett". Ist auf keinen Fall abwertend gemeint! Eine heiße Nudelsuppe kann wirklich sehr gut sein!

Nach dem Tempel ließen wir die Touristen hinter uns, indem wir auf einem Wanderweg in Richtung der Pagode stiefelten. Wandern scheint bei Asiatischen Touristen nicht beliebt zu sein. Zum Glück. So entkommt man dem Trubel und kann nebenbei noch tolle Natur genießen.

Sun Moon Lake
Buch aus Stein

Der Weg zur Pagode war sehr steil und lang. Die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit setze dem Ganzen dann das i-Tüpfelchen aus. Dafür wurde wir am Ende gleich mit mehreren Sachen belohnt. Zu allererst mit dem Anblick auf die Pagode an und für sich.


Nach dem Erklimmen der gefühlten 1001 Stufen wurde wir dann noch mit einer sehr schönen Aussicht über den See und das Hinterland belohnt. Und als letzter Punkt durfte jeder von uns die Glock in der Pagode mit einem großen Holzpflock anschlagen und sich dabei etwas wünschen! Toll!

Nachdem der letzte Glockschlag verhallt war (wir hatten zwischendurch herausgefunden, dass es empfehlenswert ist, den Pflock nur anzuheben und leicht zurück schwingen zu lassen und nicht wie wild drauf zukloppen - dann gibt es einen schöneren Ton und alle Umstehenden bekommen keine Gehörschäden) begaben wir uns auf den Weg zurück, wieder aufs Bot, und auch diesmal wieder mit zu vielen Touristen und zu lauter chinesischer Ansage über was auch immer. Nach einem kurzen Snack (leider nicht so lecker... wollten gebratene Nudeln, bekamen aber Nudelsuppe mit komischem Zeug (Fleisch?) drinne. Und dabei hatten wir 100% richtig bestellt... argh. Aber der Hunger treibts rein. Und der Anstand behälts drinne. Und zumindest mein Anstand muss riesig sein, denn selbst die erneute Fahrt im Killerbus konnte meinem Magen nichts anhaben)

Somit endete unsere Ausflug zum Sun Moon Lake und nahtlos begann der Alishan-Teil. Am Samstag Abend, also direkt nach der Killerbusfahrt stiegen wir um in ein extra für uns organisierter VW-Transport zu unserem Hotel in den Bergen. Die Fahrt war lang (1.5h) und sehr sehr sehr sehr kurvig. Leider (oder zum Glück) war es schon dunkel draußen und man konnte nichts von der Natur erkennen, aber somit auch nicht, wie steil es an den Rändern wirklich ist. Das der Fahrer von unserem Gesinge nicht komplett genervt war trifft dabei auch noch an ein wunder.

Um 23:00 kamen wir dann in unserem Hotel an, mit kurz abduschen und frisch machen lagen wir 24:00 im Bett. Nur um 3h später wieder aufzustehen, um eine morgendliche 1-stündige Wanderung zum tollsten Sonnenaufgang (falls man Glück hat) von Taiwan zu machen. Die nicht ganz so harte Fraktion (also alle außer Tobi, Amelie und mir) konnte bis 4:00 schlafen um dann mit dem Zug den Berg hinauf zu fahren. Auch gar keine so schlechte Idee, wenn man bedenkt, dass 3:00 vielleicht nicht die natürlichste Zeit zum Wandern ist. Außerdem sieht man gar nichts von der Umgebung. Aber dafür kann man sagen, dass man echt hart im Nehmen ist.

Und was hat uns nach 1h am Gipfel erwartet? Na, na? Richtig: Touristen! Yippie. Vorbei mit der morgendlichen Stille. Endlich mal wieder Lärm. Für besonders viel Lärm sorgten diesmal 2 Leute mit Megaphonen, die auch schon 45min vor dem Sonnenaufgang ununterbrochen in die Menge brüllten. Die romantische Stimmung lag plötzlich auf Eis. Aber das Gute an nur 3h Schlaf: Man wird apathisch und lässt den Lärm und das Gedränge einfach über sich ergehen.

Touristen + Megaphon-Mensch
Der Sonnenaufgang dann war durchwachsen. Mal war er gut zu erkennen, manchmal musste man ihn sich hinter dem dickem Nebel einbilden. Tagträumen quasi. Nach 3h auch leichter als sonst. Also sagen wir mal, der Sonnenaufgang war ganz nett :) Hier noch ein Bild, auf dem es 3x besser aussieht als in Wahrheit.


Wobei der Moment, als man dann die Umgebung nicht nur mehr als schwarze Umrisse sondern in Farbe wahrnahm, schon sehr beeindruckend war.


Diese Aussicht konnte man dann auch in Ruhe genießen, denn ungefähr alle Touristen machten sich 3 Minuten nach dem Sonnenaufgang wieder aus dem Staub (natürlich per Bahn). Und es kehrte sehr plötzlich Ruhe ein.

Dann stellten wir fest, dass wir unser Hotel noch bis 11:00 gebucht hatten. Und es war gerade mal 6:00. Das heißt noch 5h potentiell ein Bett! Wir liefen aber noch ein ganzes Weilchen auf dem Gipfel rum und hatten dann nach dem Abstieg noch 1h Zeit zum Schlafen, die wir auch nutzten :) Somit wird aus einem Tag gefühlt 2 Tage. Auch gut. Frisch erholt packte uns der Hunger. Auch diesmal gibt es wieder Essens-Sachen zu berichten, denn wir bestellten uns, neben unseren Hauptspeisen, noch eine Lillien-Suppe. Jo, ganz nett :) Schmeckt schon nach Blume. Aber die Blüten lassen sich nur in geringer Anzahl mitessen, danach wird es einem zu viel.


Nach dieser verblümten Stärkung wanderten wir los. Neben der schönen und teilweise bizarren Vegetation sind einerseits ein Tempel



und ca. 2000 Jahre, große und breite "rote taiwanische Zypressen" erwähneswert.

Der selbe Fahrer, der uns am Vortag schon hinaufbefördert hat, fuhr uns auch wieder herunter. Anscheinend war unser Singen nicht zu schlimm, oder er einfach nur sehr robust, oder das Geld von uns diese Quälerei wert. Diesmal konnten wir auch die Landschaft, mit ihren Teeplantagen, betrachten. Bis ans Meer konnte man sogar blicken. Dann mit dem High Speed Rail nach Taipei und noch fix was beim Inder.

Und so endete ein gefühlter unendlich langer Tag. Und wir haben gezeigt: Was Taiwaner an Sehenswürdigkeiten in 6 Tagen schaffen, schaffen wir in 2!

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